Sonntag, 16. Oktober 2011

Genug Seil von oben - "Sprung" in den Vorstieg


Gemäß dem Gesetz, dass man eine 6 solide im Toprope klettern können muss, um das Vorstiegsklettern zu erlernen, meldeten der furchtlose Yo und ich uns bereits im August zum Vorstiegskurs an, obwohl wir erst im Juni den TopropeKurs gemacht hatten.  Motivation war vorerst nicht wie bei vielen, dass sie einfach schwerer klettern wollen. Es gibt selten eine 7 und quasi nie eine 8 im Toprope zu erklimmen; jedenfalls in unserer favorisierten Halle. Soweit waren wir einfach nicht. Aber man hat ja einfach viel mehr Auswahl, wenn einem auch die Routen im Vorstieg zur Verfügung stehen. Bei diesem Kurs, den wir am Kegel in Berlin absolvierten, wurden unsere Unterschiede in Sachen Klettern immer deutlicher...
Zuerst wäre aber zu erwähnen, dass man nicht glauben soll, dass man im Vorstiegskurs alles lernt und dann perfekt fürs Sichern und Klettern in allen Lebenslagen gewappnet ist. Ein bisschen wäre es zu vergleichen mit der Fahrschule. Man erlernt das nötige Werkzeug, um sich im Straßenverkehr zurecht zu finden, aber trotzdem sollte man mit einem großgekennzeichneten A rumfahren, damit die anderen wissen, einem fehlt die nötige Routine und Erfahrung, um auf kleine Abweichungen vom Standard reagieren zu können. All das lernt man erst beim regelmäßigen Fahren bzw. beim Klettern. Erst recht, wenn zwei Grünnasen am Werk sind. Man stirbt halt nicht gleich, aber so eine kleine Verbrennung am Seil ist auf jeden Fall lehrreich in Sachen Seilführung.  Weil wir alle mal klein angefangen haben, möchte ich gern erfahrene Kletterer ermutigen, auch mal ihren Senf dazuzugeben. Selbst wenn sich die A’s als Tarzan und Jane in Indoorversion ausgeben. Die Kommentare, die uns zu Teil wurden, waren durchaus immer angebracht. Also wenn ein Sichernder 8 m von der Wand weg steht, oder jemand immer ganze Beine hinters Seil stellt, wenn falschherum geklippt wird oder ein Sichernder Gefahr läuft den Kletterer auf den Kopf zu bekommen, dann sollte man schon einen dezenten Hinweis geben und auch erklären warum das gerade ungünstig ist... Denn daran scheitert es meistens, dass man das Problem oder die Gefahr nicht erkennt, weil man in dieser und jenen Situation einfach noch nicht war. Neulich hab ich einen Vorstiegskurs belauscht und musste auch da den Kopf schütteln, da so pädagogisch wertvolle Tipps vermittelt wurden wie: „Vor der dritten Exe fällt man einfach nicht!“ Ich denke mir: Klar ist das nicht schön, aber wissen, wie man sich dann am besten verhält, sollte man trotzdem.  
Wir waren unterwegs mit einem absolut eingefleischten Sachsen; wir nennen ihn mal Jens; der uns mit seinem Vorstiegskurs auch gleich mal auf das Klettern draußen vorbereiten wollte. Er warf behände mit Begriffen um sich. Wir dagegen wussten erst mal nicht so richtig, was wir mit Infos wie Prusiken, Abseilen, Stand bauen, Standseil etc. anfangen sollten. Von einem Bekannten, der uns beim Kurs gesehen hatte, wurden wir gefragt, wohin wir verreisen wollen würden, jetzt wo wir auf eine Mehrseillängentour vorbereitet waren... Kopfkratz... „Wir wollten doch nur nen Vorstiegskurs machen!?!?“ Aber nun gut, es sollte die Zeit kommen, wo wir diese Infos noch gebrauchen können würden;-) Nebst unserem ersten kleinen Gipfelbuch, was an der Spitze des Berliner Kegels lauert, gab es für mich eine recht einschneidende Erkenntnis beim Vorsteigen: „Alles ist eine Frage der Perspektive!“ Kurzum ich möchte mich dem Thema Falltraining im Vorstieg widmen und gleich bekannt geben, dass ich fortan im Toprope fast nie wieder, und wenn dann nur in sehr beschränktem Maße, über die Gefahren des Fallens nachdachte. Denn Fallen im Vorstieg verdient einen Post für sich...

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